Zunächst ist es hilfreich zu wissen, was im Sinne des Themas unter dem angloamerikanischen Begriff „Management“ verstanden werden soll. Schließlich beeinflusst das Begriffsverständnis auch die Aktivitäten des Coachs. Reicht „Leitung einer Organisation“, dann ist der Manager deren Leiter, auch bei kleinen Organisationen, z.B. einer Familie. Generell aber wird die Bezeichnung „Manager“ eher für die in der obersten und oberen Hierarchie von Unternehmen tätigen Geschäftsführer und Vorstände, oft auch für Mitglieder der Geschäftsleitung und selbstständige Unternehmer, benutzt. Sowohl der Manager als Einzelperson als auch ein gesamtes Management kann die Hilfe eines Coachs als Einzel- oder Teamcoaching in Anspruch nehmen.
Da das Angebot an Coaching-Leistungen mindestens so vielfältig ist wie die Probleme und Anforderungen, bei denen Coaching helfen kann, sind eine genaue Definition der Situation, der gewollten Ergebnisse und der Mut des Coachs, Aufträge, die außerhalb seiner Kompetenz liegen, abzulehnen, ausschlaggebend für den Erfolg.
Kommt es zu einer Zusammenarbeit, ist der Coach als helfend-fördernder Partner Begleiter auf Zeit, bis zum erreichten Ergebnis. Normalerweise!
Ein guter Coach (wie er z.B. in der Rauen Coach-Datenbank zu finden ist) versteht die Situation des Klienten und kann sich in dessen Welt hineindenken. Dies wird ihm leichter möglich, wenn er selbst Manager war, aber seine eigenen Erfahrungen nicht zu Vorurteilen werden ließ, sondern daraus lernend eine Bandbreite von Möglichkeiten zulassen kann. In diesem Sinne definieren wir Lernen als „Verzicht auf Bisherigkeit“. Dann hat ein Management-Coach neben Wissen und Können auch die nötige Reife, um seinem Klienten zu helfen und dessen Situation durchschauen und bearbeiten zu können.
Der Coach sollte wissen, dass in der Vergangenheit Personen ins Top-Management aufstiegen, die statt mit Sozialkompetenz mit Fachkenntnissen, Durchsetzungsvermögen, Überzeugungskraft und Härte gesegnet waren. Folgerichtig haben sich diese Manager im wörtlichen Sinne Untergebene „herangezüchtet“. Die Betrugsskandale u.a. in der Autoindustrie waren auch Folgen dessen, was früher mit Führungsstärke bezeichnet wurde.
Solche Manager sind nicht einfach zu coachen. Viele haben in kompensatorischen Leistungen eigene Schwächen versteckt oder überwunden und fühlen sich unangreifbar. Herr Middelhoff mag dafür als ein Beispiel stehen. Selbst nach einem Sturz suchen sie die Gründe weiterhin außerhalb ihres Ichs. Das Ich soll hier verstanden werden als Summe der Identifikationen und Überzeugungen bzw. als Summe der Vorurteile, die man sich selbst erarbeitet hat, oder lt. Wikipedia als „eine feste, unerschütterliche, durch Nachprüfen eines Sachverhalts oder durch Erfahrung gewonnene Meinung – oder ein fester Glaube“. Die hier erwähnte „Nachprüfung“ erfolgte meist ebenfalls subjektiv, meist ausgerichtet auf die Bestätigung des bereits vorhandenen Vorurteils.
Dieser Manager-Typ weicht dem Coaching und dem Coach in der Regel aus. Wenn er trotzdem, weil Aufsichtsräte, Beiräte oder Unternehmensinhaber Veränderungen einfordern, Coaching bucht, braucht der Coach vor allem die Fähigkeit, dem Betroffenen bewusst zu machen, dass er beim Entstehen seiner Situation mindestens selbst beteiligt war oder diese verursacht hat.
Der Coach muss begreiflich machen, dass die Umwelt und die Resultate des eigenen Tuns nur Spiegel sind, die auf sonst nicht erkennbare Kriterien und Missstände aufmerksam machen.
Physikalische Spiegel brauchen wir nur, um etwas zu sehen, was sonst verborgen bleibt. In diesem Sinne spiegeln auch die Reaktionen der Umwelt das, was ohne diese Reaktionen nicht erkannt werden könnte. Die Frage, „Was wollte/will Ihnen das sagen?“, kann oft Ein-Sichten auslösen. Kann der Manager dieses Prinzip auf seine Situation übertragen, beginnt er, sich als beim Entstehen der Situation Beteiligter oder sogar als Verursacher derselben zu begreifen. Damit wird er bereit für Anregungen und Veränderungen, für Ent-wicklungen, die sein enges, verkapseltes Ich sprengen. Je stärker das Ich geschützt werden soll, desto länger dauert der Prozess. Oft helfen erst neue Ereignisse, die Entwicklungsnotwendigkeit einzusehen.
Der Coach wirkt dabei selbst oder nutzt die vom Klienten beschriebenen Ereignisse als Spiegel. Dafür braucht der Coach Kenntnis der besonderen Situation solcher Manager und vor allem Fingerspitzengefühl und Mut.
Dass Manager, deren Erfolge ihre Verhaltensweisen scheinbar bestätigen, sich nicht kurzfristig verändern können, ist verständlich. Denn: Wer sieht schon gerne ein, dass er seine Erfolge trotz oder wegen seiner Schwächen erreicht hat? Dass der Weg Kraft, Zeit, Sorgen und Ärger gekostet hat, wird als normal abgetan. Bewundert wird ja (noch) nicht derjenige, der seine Ergebnisse mit Leichtigkeit erreicht, sondern jener, der trotz Dornen und Disteln im Schweiße seines Angesichts Ergebnisse erreicht hat. Anders ist das bei Spitzensportlern. Hier wird die scheinbare Leichtigkeit bewundert und viel zu wenig daran gedacht, wie viel Training und Coaching solche Spitzenleistungen ermöglicht hat. Diese Tatsachen kann ein Coach nutzen und bewusst machen, dass Spitzensportler wissen, dass sie für Ergebnisse hart trainieren müssen und sich einem Coach anvertrauen, wenn sie Leistungstiefs erleben.
Einsicht erzeugen, statt zu überzeugen, mit dem Klienten reden, statt ihn zu überreden, alternative Verhaltensweisen ausprobieren und neue Erfahrungen ermöglichen – das sind notwendige Aktivitäten eines Coachs, auch im Management-Coaching.
In der Regel werden im Management-Coaching folgende Schritte absolviert:
Der Coach kann systematisch zum Erfolg beitragen, indem er die Situation seines Klienten verstanden hat, genügend Wissen und Können für die Begleitung aufbringt und Veränderungen wohlwollend-streng einfordert. Wer den Film „The King’s Speech“ gesehen hat, weiß, wie wichtig gerade im Management-Coaching Strenge ist, während die wirtschaftlichen Interessen des Coachs zweitrangig sein müssen. Das meint, dass ein interessierter und verantwortungsbewusster Coach eine lukrative Zusammenarbeit mit einem Klienten auch dann abbricht, wenn der Klient zu wenig Interesse und Bereitschaft zeigt.