Die Nachfrage nach Coaching ist in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen und die Branche ist auch hierzulande rasant gewachsen. Der Boom hat dazu beigetragen, dass die Coaching-Branche recht unübersichtlich geworden ist. Hinzu kommt, dass sich in Deutschland jeder Coach nennen darf, da der Beruf gesetzlich nicht geschützt ist, und es keine einheitlichen Qualitätsstandards gibt. So ist ein undurchsichtiger Markt von Anbietern, Inhalten und Methoden entstanden, in dem sich neben vielen seriösen Anbietern auch einige schwarze Schafe tummeln – sogenannte (selbsternannte) „Coaches“, die über keine fachlichen Qualifikationen verfügen und mit überzogenen Versprechungen werben.
Unseriöse Anbieter nutzen z.T. gezielt die Vier-Augen-Situation des Coachings aus, um Klienten in nicht unerheblicher Weise finanziell und emotional zu schädigen. Beispielsweise folgen scheinbar unverbindlichen Vorgesprächen hohe Rechnungen oder es werden Gespräche ohne Rücksicht auf die physische oder psychische Verfassung des Klienten beliebig verlängert. Daher sollten Coaching- Einkäufer und -Interessenten bei ihrer Suche nach einem Anbieter immer Sorgfalt walten lassen, um das zum individuellen Anliegen passende, professionelle Angebot zu finden und unseriösen Anbietern keine Chance zu geben.
Woran erkennt man unseriöse Coaches? Wie agieren sie? Auf der Basis von Erfahrungsberichten lassen sich einige unseriöse Verhaltensweisen und Merkmale bestimmen, die jeden Coaching-Interessierten misstrauisch machen sollten und als Ausschlusskriterium für ein zweifelhaftes Angebot dienen können.
Die Frage, ob ein Vorgespräch kostenlos ist, wird vom Coach nicht eindeutig und klar beantwortet. Eine schriftliche Bestätigung über die Kosten bzw. Kostenfreiheit erfolgt trotz Nachfrage nicht. Stattdessen folgen Floskeln, die Fragen werden geschickt umgangen oder es wird mit Gegenfragen reagiert.
Professionelle Anbieter geben klare Auskünfte und haben es nicht nötig, mit Ausreden und Missverständlichkeiten aufzuwarten. Bestätigungen über vereinbarte Kosten erfolgen schriftlich oder per E-Mail, wenn vom Klienten gewünscht.
Bereits im Erst- bzw. Vorgespräch drängt der Coach zu einer Vertragsunterzeichnung. In dem Vertrag wird der Klient verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Coaching-Stunden zu bezahlen, selbst wenn diese nicht wahrgenommen werden sollten.
Seriöse Coaches räumen ihren potentiellen Klienten stets eine angemessene Bedenkzeit ein, um einen bewussten Entscheidungsprozess zu gewährleisten. Beim Erstkontakt sollte kein Vertrag unterschrieben werden.
Der Coach empfiehlt auch bei größerer räumlicher Entfernung und hohen Anreisekosten nur sich selbst.
Professionelle Anbieter verfügen über ein Netzwerk von Kollegen und zeigen mögliche Alternativen sowie Vor- und Nachteile transparent auf. Grundsätzlich sollten die Reisespesen nicht höher als die Coaching-Kosten sein.
Der Coach kann bei Nachfrage keine konkreten Referenzen nennen.
Professionelle Coaches haben konkrete Referenzen und können diese nennen. Man sollte sich nicht mit allgemeinen Antworten begnügen.
Gespräche werden gegen den Willen des Klienten per Video aufgezeichnet. Einwände des Klienten werden übergangen.
Der Coach sollte auf Augenhöhe mit dem Klienten sprechen und agieren. Der Coach ist nicht der „Macher“, sondern findet gemeinsam mit dem Klienten Lösungen. Eigenmächtiges Handeln des Coachs gegen den Willen des Klienten ist daher nicht akzeptabel.
Anmaßendes und überhebliches Verhalten des Coachs mit dem Ziel, den Klienten einzuschüchtern.
Auch gute Coaches arbeiten z.T. durchaus mit Provokationen. Das funktioniert aber nur, wenn bereits eine tragbare Coach-Klient-Beziehung aufgebaut ist und dies dem Wohl des Klienten dient. Anmaßendes Verhalten hingegen ist eher ein Indiz auf eine narzisstische Beeinträchtigung in der Persönlichkeit des Coachs.
Statt konkreter Hilfestellung und Lösungsansätze bietet der Coach allgemeine Weisheiten, die keinen Bezug zum individuellen Anliegen haben.
Der Coach muss in der Lage sein, Zusammenhänge zu erklären und sollte über konkrete Fallbeispiele und Konzepte verfügen, die er erläutern kann.
Der Coach präsentiert sich als der richtige Ansprechpartner für jedes Problem und betont seine umfassende Kompetenz.
Alleskönnern sollte man besser aus dem Weg gehen. Professionelle Anbieter weisen meist Spezialisierungen auf bestimmte Themen und Zielgruppen auf.
Der Coach hat eine Tendenz zum Missionieren und wähnt sich im Besitz einer allgemeingültigen Wahrheit, von der er seinen Klienten überzeugen möchte.
Ein Coach ist kein Missionar oder Guru. Wenn ein Coach beginnt zu missionieren statt zu coachen, verwechselt er die Rollen.
Das Coaching bleibt wirkungslos und verschafft dem Klienten auch noch mehreren Kontakten keinen Erkenntnisgewinn. Eine Auseinandersetzung mit den Bedenken des Klienten wird vom Coach abgelehnt.
Entfaltet der Coaching-Prozess keine zieldienliche Wirkung beim Klienten, sollte er abgebrochen werden.
Der Coach äußert sich ohne Erlaubnis zu Angelegenheiten des Klienten, die nicht Gegenstand des Coaching-Anliegens sind.
Seriöse Coaches nehmen keinen unerwünschten Einfluss und verstehen dies als unzulässige Machtanmaßung.
Es ist zu beachten, dass nicht jeder der oben benannten Aspekte zwangsläufig ein eindeutiges Indiz für Scharlatanerie ist. Vielmehr ist es die Häufung verschiedener Merkmale, die Anlass zur Vorsicht gebietet.
Auch wenn Scharlatanerie in der Coaching-Branche eher die Ausnahme als die Regel ist, so sollte ein Coaching-Vertrag nie überhastet und ohne gründliche Recherche unterzeichnet werden. Eine gute Vorbereitung und Wachsamkeit schützen den Klienten vor Blendern und zwielichtigen Angeboten.