Der Beruf des Coachs ist in Deutschland nicht geschützt. Somit existieren auch keine gesetzlichen Anforderungen, welche Ausbildung ein Coach absolvieren oder über welche Qualifikationen er verfügen sollte. Nach Erhebungen der 3. Marburger Coaching-Studie 2013 haben 65 Prozent der in Deutschland arbeitenden Coaches studiert – häufig vertretene Fachrichtungen sind Psychologie und Wirtschaftswissenschaften –, während 33 Prozent eine Berufsausbildung absolviert haben. Eine Coaching-Zusatzausbildung haben immerhin 72,2 Prozent der Befragten durchlaufen. Verbindliche Kriterien, wie eine Coaching-Ausbildung auszusehen haben, gibt es jedoch nicht. Die Coaching-Verbände sind bemüht, diese Lücke zu schließen. Sie haben Standards entwickelt, nach denen Ausbildungsanbieter sich bzw. ihre Ausbildungsgänge anerkennen lassen können.
Am deutschsprachigen Markt haben sich seit Mitte der 1990er Jahre zahlreiche nichtakademische Weiterbildungsgänge etabliert. Daneben bieten aber auch zunehmend akademische Einrichtungen wie Hochschulen und Universitäten Coaching-Weiterbildungen an. Diese haben den Trend in der privatwirtschaftlichen Weiterbildungsbranche aufgegriffen und in den letzten Jahren entsprechende Angebote wie Masterstudiengänge und Zertifikatsstudiengänge entwickelt.
Mittlerweile gibt es mehrere akkreditierte Masterstudiengänge, die von staatlich anerkannten bzw. staatlichen Hochschulen angeboten werden und sich namentlich explizit auf Coaching beziehen. Neben diesen „Coaching-Studiengängen“ besteht ein Angebot an Masterstudiengängen im Bereich der Wirtschafts- und/oder Organisationspsychologie, die einen inhaltlichen Bezug zum Coaching haben oder einen Schwerpunkt im Feld des Business-Coachings optional erlauben.
Die in Deutschland angebotenen Coaching-Masterstudiengänge sind zum Großteil interdisziplinär ausgerichtet. Sie vereinen Coaching mit angrenzenden Beratungsformaten in Mischstudiengängen. Coaching und Supervision, Coaching und Organisationsberatung oder Coaching und Change-Management sind einige der angebotenen Kombinationen.
Ebenso bieten einige Hochschulen sogenannte Zertifikatsstudiengänge an, die nicht zu einem akademischen Grad, sondern zum Erhalt eines Ausbildungszertifikats führen.
Ein Großteil der Ausbildungs- und Studiengänge im Coaching-Bereich sind berufsbegleitend ausgerichtet. So verfügen die meisten Coaches in Deutschland bereits über nicht geringe Berufs- und Führungserfahrung, bevor sie diese Profession ergreifen.
Diese Hochschulen bieten akkreditierte, berufsbegleitende Coaching-Studiengänge mit Masterabschluss in Deutschland an (kein Anspruch auf Vollständigkeit, alle Angaben ohne Gewähr):
Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit der artop GmbH
Frankfurt University of Applied Sciences
Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Europäische Fernhochschule Hamburg (in Kooperation mit der Universität Bielefeld)
Universität Kassel (Management School UNIKIMS)
Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur, Berlin
Ernst-Abbe-Hochschule Jena
MSH Medical School Hamburg – University of Applied Sciences and Medical University
Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten
FH Münster
Vinzenz Pallotti University
IU Internationale Hochschule GmbH
Neben den weiterführenden Masterstudiengängen gibt es ebenfalls grundständige Studiengänge, die zum Bachelorgrad führen und keinen ersten Studienabschluss voraussetzen.
Eine Kooperation gingen kürzlich der Deutsche Bundesverband Coaching e.V. (DBVC) und die vom DBVC als Coaching-Weiterbildungsanbieter anerkannte Internationale Berufsakademie (iba) ein. An den iba-Standorten Berlin, Darmstadt, Köln, Heidelberg und Leipzig (in Planung: Hannover, Kassel, Hamburg und Bochum) kann seit 2019 der Studiengang „Sozialpädagogik, Management & Business Coaching“ belegt werden.
Der Studiengang kombiniert den Erwerb eines Bachelorgrades (Bachelor of Arts) sowie eine staatliche Anerkennung im Bereich Sozialpädagogik/Sozialarbeit mit einer vom DBVC anerkannten Zusatzqualifikation in Business-Coaching, die die Professionsstandards des DBVC abbildet. So ermöglicht der erfolgreiche Abschluss den Antrag auf Aufnahme als „Associate Coach (DBVC)“ in den Verband. Der über acht Semester angelegte und dual aufgebaute Studiengang verbindet die Vermittlung von sozialpädagogischem sowie psychologischem Fach- und Managementwissen vom ersten Semester an mit einer praktischen Ausbildung in einer sozialen Einrichtung. Die anfallenden Studiengebühren in Höhe von 580 Euro monatlich werden, so heißt es auf der Homepage der iba, überwiegend von den als Praxispartner bezeichneten sozialen Einrichtungen übernommen, die den Studierenden zudem eine Ausbildungsvergütung zahlen.
Sowohl an der Hochschule für angewandtes Management (HAM) mit Sitz in Ismaning als auch an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport (DHGS) mit Sitz in Berlin kann der Studiengang „Life Coaching“ belegt werden. Auf der HAM-Homepage heißt es: „Im Studiengang Life Coaching erwerben Sie interdisziplinäre Kenntnisse auf den Gebieten Psychologie, Sportwissenschaften, Ernährungswissenschaften, Philosophie und Ökonomie.“ Dies eröffne die Möglichkeit, als Business-Coach, Ernährungsberater oder Lebensberater tätig zu werden, wie beide Hochschulen ausführen. Das Studium führt zum Bachelor of Science und basiert auf einem Blended-Learning-Konzept, bestehend aus Online-Studium und Präsenzphasen. Das Studium ist in der Vollzeitvariante auf sieben Semester angelegt, kann aber u.a. auch berufsbegleitend bzw. in Teilzeit gestaltet werden.