Ein Karriere-Coaching läuft in zwei Phasen ab: In der ersten Phase werden die Erfahrungen, Kompetenzen, Interessen und Fähigkeiten und ggf. weitere Merkmale des Klienten systematisch erfasst und festgehalten. Hier werden meist Methoden der Karriereanalyse eingesetzt, um ein möglichst umfassendes Bild des Klienten zeichnen zu können. In der zweiten Phase werden dann gemeinsam mit dem Klienten Alternativen erarbeitet, die realistisch erreichbar und für den Klienten attraktiv sind.
Nach einem zunächst telefonischen Erstkontakt kann sich der Coach zur Vereinfachung des Prozesses von dem Klienten vor dem ersten persönlichen Treffen seinen Lebenslauf zusenden lassen. Darin sollten alle formalen Ausbildungen, Schul- und Studienabschlüsse und bisherigen Berufserfahrungen enthalten sein. Auf diese Weise kann sich der Coach auf den ersten Termin vorbereiten, was Zeit und somit Kosten spart.
In dem persönlichen Treffen wird dann eine Karriereanalyse durchgeführt. Dafür bieten sich unterschiedliche Methoden an, z.B. die Karriere-Anker oder das Karriere-Chart. Neben den formalen Kompetenzen sind dabei auch unbedingt die Fähigkeiten und Kenntnisse des Klienten zu erfassen, die in Freizeit und Hobby aufgebaut wurden. Neben den beruflichen Rollen sind somit auch die privaten Rollen des Klienten miteinzubeziehen. In allen Bereichen sollte der Klient beschreiben, welche Rolle er seiner Meinung nach vorwiegend innehatte. Diese innere Bestandsaufnahme verdeutlicht dem Klienten seine Kompetenzen und führt oft dazu, dass er sich über seine wirklichen Wünsche und Absichten besser im Klaren wird.
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Zentral ist, gemeinsam herauszufinden, welche beruflichen Entscheidungen aus welchen Absichten heraus getroffen wurden. Dabei kann man am einfachsten mit den wichtigsten Karriereentscheidungen beginnen, da hier die Gründe der Entscheidungsfindung meist noch gut in Erinnerung sind. Da gilt es auch, die Konsequenzen dieser Entscheidungen abzufragen. Waren sie überwiegend positiv oder negativ? Was hat der Klient daraus gelernt? Welche beruflichen und privaten Entscheidungen würde er gerne rückgängig machen – und aus welchen Gründen?
Ferner ist zu klären, ob es Entscheidungen gab, die dem Klienten besonders schwer gefallen sind oder die er lange vor sich hergeschoben hat. Zuweilen werden in diesem Prozess bisher kaum bewusste Entscheidungsmuster deutlich. Die Karriereanalyse dient weniger dazu, den exakten Verlauf des Berufsweges eines Klienten nachzubilden, sie verrät mehr über die Werte und Ziele des Klienten.
Nach der Analyse und der Standortbestimmung werden im Karriere-Coaching nun sämtliche realen Berufschancen, die der Klient sieht, gesammelt. Dabei werden auch potenzielle Berufsmöglichkeiten ermittelt, für die noch Kompetenzen ausgebaut werden müssten. Wichtig ist dabei immer, die jeweiligen Rollenerwartungen zu klären, die der Klient für seine neue Karriere wünscht. Außerdem sollten die Ziele realistisch und möglichst konkret sein. Das bedeutet auch, das Wettbewerbsumfeld im Blick zu haben und nicht nur die Wünsche und Kompetenzen des Klienten. Fantasien können zwar belebend sein, helfen letztlich aber nicht weiter und führen eher zu Frustration.
Im Coaching kommt es immer wieder vor, dass Klienten einen sehr extremen (Branchen-)Wechsel in ihrer Karriere wünschen. Dies muss nicht grundlegend falsch sein, dennoch sollte ein Coach bei derartigen Anliegen sehr genau nach möglichen Schwachstellen in den Überlegungen bzw. Wunschvorstellungen des Klienten suchen. Oft werden in solchen neuen Karrierewünschen einseitig alle Ideale erfüllt gesehen („Wunschdenken“, „fixe Idee“, „Über-Idealisierung“).
In derartigen Fällen sollte der Coach ein fundiertes Feedback geben, das dem Klienten verdeutlicht, dass keine Entscheidung ausschließlich Vorteile bietet. Das Ziel ist, eine differenzierte Sichtweise zu erzeugen. Dies bedeutet nicht, dem Klienten seine Motivation zu nehmen, sondern ihn vor einem falschen Karriereschritt zu bewahren.
Karriere-Coachings sind erfahrungsgemäß meistens dann erfolgreich, wenn der Klient etwas nicht vollkommen Neues beginnt, sondern die neue Karriere bereits an vorhandene Erfahrungen, Kenntnisse, Fähigkeiten usw. anknüpfen kann. Radikale Wechsel müssen nicht falsch sein, bergen aber ein erhebliches Risiko zu scheitern. Der Coach kann hier nicht Fachexperte für alle Branchen und Lebensbereiche sein, um die richtige Entscheidung zu finden. Seine Expertise beschränkt sich darauf, den Klienten durch einen Prozess zu führen, in dem er gut abgewogene Entscheidungen trifft und – sofern dies sinnvoll erscheint – weitere Personen mit spezifischen Fach- oder Branchenkenntnissen ergänzend zu Rate zieht. Als Advocatus Diaboli hat der Coach ferner die Aufgabe, gerade riskante Entscheidungen zu hinterfragen und sicherzustellen, dass eine realistische Strategie zur Zielerreichung vorliegt. Sind dann auch die Details geklärt, kann die weitere Entwicklung der Karriere angegangen werden.
Ein gutes Karriere-Coaching hilft nicht nur bei der Standortbestimmung, sondern auch beim Ziehen der inneren Bilanz: Getroffene Entscheidungen werden bewusst gemacht, Fehler deutlich und die Absichten und Ziele des Klienten werden ihm klar vor Augen geführt. In der Summe ergeben sich daraus realistische Zukunftswege, und falsche Karriereschritte können vermieden werden.